Fortbildungskonzept „War ja klar!“ – Vorurteilsbewusstes Arbeiten im Alltag von Bildung und Erziehung

Die Fortbildung wird durch mich selbst erteilt. Das Fortbildungskonzept der dreitägigen prozessbegleitenden BEP-Fortbildung für Mitarbeitende in Kinderbetreuungseinrichtungen, Kindertagepflege und Schule stellt sich wie folgt dar:

Fortbildungskonzept

Fortbildungskonzept

Zielgruppe:

Die Fortbildung wurde konzipiert für pädagogische Fachkräfte in der frühkindlichen Betreuung (Erzieher:innen in Krippe, Kindertagesstätte und -hort, Kindertagespflegepersonen, Lehrkräfte (auch im Ganztagesangebot bzw. im Tandem für die Transition Kita/Schule).
Die Fortbildung ist sowohl als Inhouseschulung, beispielsweise für Kita-Teams, oder auch als bildungsortübergreifende Fortbildung in lokalen Netzwerken und Kooperationen mit allen Beteiligten der frühkindlichen Betreuung, u. a. auch mit Blick auf Tandems für den Übergang
Kita/Schule, möglich.

Ziele:

Die Fortbildung befähigt die Teilnehmenden, im Alltag vorurteilsbewusst zu arbeiten und damit der zunehmenden Pluralität der Gesellschaft Rechnung zu tragen, indem zu den Teilaspekten vorurteilsbewussten Arbeitens an folgenden Ziele bearbeitet werden:
• Arbeit am eigenen Vorurteilsbewusstsein und Differenzsensibilität
• Diskriminierungskritisches Arbeiten: Umgang mit Unterschieden und Gerechtigkeit
• Bild vom Kind und Leitbild im professionellen Alltag
• Auseinandersetzung mit eigenen Werten und pädagogischer Haltung
• Praktische Umsetzung vorurteilsbewusster Arbeit im Alltag

Rahmen des Fortbildungskonzepts:

Jeder Tag beginnt mit einem Warmup und einer Einstiegsrunde und endet mit einem Wrapup.
Idealtypisch ist vorgesehen, dass die einzelnen Tage über einen längeren Zeitraum (6 – 12 Monate) verteilt stattfinden, sodass im Rahmen einer prozesshaften Begleitung des Prozesses und der Dokumentation einerseits der Qualität der Veranstaltung und andererseits zur möglichen Orientierung an der Entwicklung der Teilnehmenden und deren Bedürfnissen eine kontinuierliche Evaluation im Prozess für die noch anstehenden Fortbildungsteile möglich ist.

Fortbildungskonzept - WegpunktStruktur und Inhalte der Fortbildungstage:

1. Tag:

Auseinandersetzung mit Vorurteilen – wer bin ich, wie sehe ich die Welt? Eine erste Einschätzung zum Thema vorurteilsbewusstes Arbeiten wird in einem Visionboard festgehalten, welches bei den weiteren Tagen der Fortbildung die Entwicklung im Fortbildungsprozess dokumentiert, indem es kontinuierlich fortgeschrieben wird.
Im ersten inhaltlichen Block betrachten wir, wer wir als Einzelner und als Teil der Gesellschaft sind, welche Strukturen und Mechanismen unser Zusammenleben beeinflussen und wie Gesellschaft funktioniert. Wir erarbeiten die Grundlagen, um miteinander zu Vielfalt und Differenz,
Alltagsrassismus und Diskriminierung zu sprechen. Methodisch wird vielfältig gearbeitet, um verschiedene Perspektiven auf Privilegien und Diskriminierung, einnehmen zu können, beispielsweise durch angeleitete Selbsterfahrungen anhand etablierter Reflexionsmethoden. Die
Ergebnisse aus der aktuellen Forschung zur Vorbereitung junger pädagogischer Fachkräfte durch die Fachschulen für Sozialpädagogik (Vaahsen 2023) [Handlungsforschungsprojekt Hochschule RheinMain] zu vorurteilsbewusster Arbeit im Alltag von Kindertagesstätten (Vaahsen 2023) [Masterthesis Hochschule RheinMain] sowie aus der Vorurteilsforschung (Degener 2022) werden vorgestellt. Die Bedeutung der eigenen Biografie im professionellen Kontext wird herausgearbeitet.

Als praktische Einheit an Tag 1 wird in Gruppenarbeit die Macht von Sprache mit Blick auf die BEP-Themen Inklusion und die ko-konstruktive Ausrichtung der Arbeit unter die Lupe genommen. Darüber hinaus wird in Vertiefungs- und Austauschphasen das abstrakte Beispiel auf der Ebene professioneller Erfahrungen im beruflichen Alltag und / oder zu individuellen Erfahrungen im persönlichen Umfeld transportiert, um hier einen Theorie-Praxis-Transfer zu
leisten. Bis zur nächsten Veranstaltung sollen die Teilnehmenden in ihrem Alltag in der Einrichtung auf Situationen achten, in denen eine vorurteilsbewusste Haltung wichtig ist, achten und einige Beispiele notieren. Besonders werden sie motiviert, ihre eigenen Erfolgserlebnisse
dabei festzuhalten.
Teilergebnisse aus den Arbeitsprozessen wie Flipcharts aus den Gruppenarbeiten werden ebenso wie die Eindrücke von den Umsetzungen der Impulsaufgaben werden jeweils für ein
Fotoprotokoll festgehalten.

2. Tag:

Zum Einstieg werden die Praxismomente der Teilnehmenden im Plenum gesammelt. Die Ansätze der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung in Kita und Schule (Fachstelle Kinderwelten) und Anti-Bias-Ansatz (Derman-Sparks) und die jeweiligen Ziele werden erläutert. Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung steht dafür, das Recht von Kindern auf Bildung und der Anspruch auf den gerechten Zugang zu Bildung umzusetzen. Dabei geht es darum, auf Strukturen und die pädagogische Arbeit Einfluss zu nehmen, um Kinder vor Diskriminierung zu
schützen, vor allem auch durch die aktive Auseinandersetzung mit Einseitigkeit und Vorurteilen.

Vor diesem theoretischen Hintergrund und einem Impuls zum aktuellen Diskurs wird eine Diskussionsrunde zum Themenfeld von Anderssein unter den Aspekten Differenzsensibilität und diskriminierungskritischen Umgang miteinander – gerade auch im frühpädagogischen Alltag mit Kindern – eröffnet. Eigene Erlebnisse werden in Partnerarbeit besprochen und konkrete Fragestellungen, beispielsweise zu Handlungsoptionen, werden gesammelt.

Im nächsten Praxisblock werden die Teilnehmenden im Plenum ermutigt, Best-Practise-Beispiele einzubringen und Lösungsvorschläge für die Fragen aus der vorausgehenden Partnerarbeit zu entwickeln. Hier kann je nach nach Bedarf eine kollegiale Beratung oder eine Brainstormingsession stattfinden. Die Ergebnisse werden für das Fotoprotokoll dokumentiert.

Die Teilnehmenden werden gebeten, sich bis zum nächsten Termin mit der konzeptionellen Verankerung von vorurteilsbewusster Arbeit in ihrer Einrichtung und / oder der Grundlage des inklusiven Arbeitens und des Leitbildes Vielfalt als Chance im BEP auseinanderzusetzen.

Fortbildungskonzept - bunte Mischung3. Tag:

Eingangs werden die Teilnehmenden befragt, wo sie in ihrer Konzeption und / oder im BEP Leitlinien für den Umgang mit Vielfalt finden. Einrichtungskonzeption und BEP werden an diesem Fortbildungstag besonders mit in den Ablauf integriert.

Im dritten und damit letzten Teil der Fortbildung wird der Blick auf die eigene Entwicklung bei der vorurteilsbewussten Arbeit gelenkt und aktuelle Beobachtungen aus der Praxis werden geteilt. Um den Praxistransfer nachhaltig zu gestalten, wird gemeinsam das Bild vom Kind, welches in der eigenen Praxis als Leitbild der Einrichtung prägt, und der Wertekanon, für den die Einrichtung steht, auf den Prüfstand gestellt.

Der Praxisaspekt führt nun dazu, dass die Teilnehmenden Materialien für vorurteilsbewusstes Arbeiten kennenlernen und erste Schritte für eine zeitnahe Umsetzung werden gesammelt.

Die Teilnehmenden dokumentieren für sich, wie sie sich ihr weiteres Vorgehen vorstellen. Zu den vorgestellten Materialien und Büchern gibt es ein Handout, das auch eine Literatur und Linkliste enthält. Auch von diesem Tag wird ein Fotoprotokoll, das die Ergebnisse der Arbeitseinheiten abbildet, erstellt.

 

BEP-Qualitätspauschale

Um die Qualitätspauschale für die Einrichtung zu erhalten, müssen mindestens 25 % der Mitarbeitenden des Teams an einer 3 volle Tage umfassenden, durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) anerkannten Fortbildung zum Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 – 10 Jahren in Hessen (BEP) teilnehmen.

Insbesondere als Inhouseschulung für ganze Kita-Teams, Tandems aus der frühkindlichen Bildungsarbeit oder für verschiedene Einrichtungen eines Trägers kann durch die prozessorientierte Ausgestaltung von „War ja klar!“ nach diesem Fortbildungskonzept ein individuelles Ergebnis gewonnen und nachhaltig implementiert werden.

Einzelne Fortbildungstage mit speziellen Schwerpunkten individuell zu vereinbaren und diese zu buchen ist ebenfalls möglich, wobei die BEP-Zertifizierung an die komplette Fortbildungsmaßnahme wie oben im Fortbildungskonzept vorgestellt gebunden ist.